«Die schwarze Spinne», jenes Kleinod helvetischer Literaturgeschichte, ist in seiner Ursprungsform vom Schweizer Regisseur Markus Fischer verfilmt worden.
Es soll sich der Mensch nicht von Gott, das Weib nicht vom Manne und der Knecht nicht von seinem Meister emanzipieren, das wird in seiner Geschichte mehr als offenbar. Doch während die Menschen an Tiefe gewinnen, verliert der Teufel an Kraft. Er, der doch das Potential zu einer der ganz grossen Schreckgestalten der Filmgeschichte hätte, bleibt seltsam schwächlich und vermag es nicht, einem das Herz zuzuklemmen. Die Kamera verlässt den Sterbenden, das Bild wird schwarz, zeigt uns stattdessen das Schloss in Fernaufnahme und schenkt uns einzig seinen Todesschrei. Endlich sah sie keine mehr den frühern folgen, der Brand im Gesicht legte sich, die Spinne liess sich nieder, ward fast zum unsichtbaren Punkte wieder, schaute mit erlöschenden Augen ihrer Höllenbrut nach, die sie geboren hatte und ausgesandt zum Zeichen, wie der Grüne mit sich spassen lasse.» Am Ende verstand Gotthelf sein Schaffen als Aufklärungs- und Warnliteratur, als Reden eines Propheten zur Entsumpfung seines Volkes, das sich immer mehr von der Wahrheit zu entfernen drohte. Und als sie diese schwere Arbeit binnen zwei Jahren schwitzend und jammernd verrichteten, ihre Felder darob brach lagen und die Mäuler ihrer Kinder leer, da wusste der von Stoffeln es ihnen in seiner herzlosen Weise nur so zu danken, dass noch etwas fehlte zu seinem Glücke: Ein Schattengang nämlich, eine prächtige Allee mit hundert stattlichen Buchen, die den Weg zum Eingang seines neuen Anwesens säumen sollten. Bei der Lektüre von Jeremias Gotthelfs «Die schwarze Spinne» – und daran kamen und kommen wohl noch heute Heerscharen von Schweizer Gymischülern nicht vorbei – ist ein Gefühl bestimmend: Es gramselt dir ganz fürchterlich den Rücken rauf und nieder. Überhaupt werden im Film die Figuren psychologisch geschickt miteinander verwebt, wo sie im Buch lose und einander fremd bleiben. «Da war es Christine, als ob plötzlich das Gesicht ihr platze, als ob glühende Kohlen geboren würden in demselben, lebendig würden, ihr gramselten über das Gesicht weg, über alle Glieder weg, als ob alles an ihm lebendig würde und glühend gramsle über den ganzen Leib weg. Das Dorf untersteht dem Deutschritterorden, dessen Oberhaupt Hans von Stoffeln (gespielt von Ronald Zehrfeld) ein ganz übel gesinnter Kerl ist, der von seinen bäuerlichen Bewohnern verlangt, ihm in leidiger Fronarbeit ein Schloss zu bauen, mitten auf dem Bärhegenhubel mussten sie es aufrichten. Doch sie fürchten ihn und glauben ihm nicht, allein die Hebamme Christine (gespielt von Lilith Stangenberg) sucht ihn nochmals auf, nachdem ihr Vater und Dorfältester beim Ausheben des ersten Baumes von diesem erschlagen, und der Mut der Männer ins Bodenlose gesunken ist. Und so kommt es, dass wir nun seit 180 Jahren die erste, ziemlich getreue Adaption jenes Meisterwerks zu sehen bekommen.
Lilith Stangenberg spielt die Hauptrolle in «Die schwarze Spinne». Der Schweizer Kinofilm will das Frauenbild von Jeremias Gotthelf aktualisieren.
Neben Schweizer Grössen wie Marcus Signer oder Anatole Taubman ist in «Die schwarze Spinne» auch der deutsche Shootingstar Lilith Stangenberg als Christine ...
Obschon Stangenberg von 2009 bis 2012 im Ensemble des Schauspielhauses Zürich war, ist in der Dialektversion des Films nicht ihre eigene Stimme zu hören. «Das hat man mir nicht zugetraut, wahrscheinlich auch zu Recht», sagt sie lachend. Christine ist nun keine Zugezogene mehr, sondern Hebamme. Sie rettet das Kind vor dem Teufel, nicht der Pfarrer. Für Stangenberg ist dies das Recht eines Künstlers. «Es ist wichtig, dass man eine Interpretation anbietet. «In der 8. «Sie ist nicht fromm und nicht verheiratet. «Mich interessieren immer die gefallenen Engel. Ich mag verlorene Persönlichkeiten lieber als reine Heldinnen», sagt sie zu SonntagsBlick. «In Christine liegt wie in jedem Menschen die Tendenz zum Bösen und zum Guten gleichzeitig. In der am Donnerstag startenden Neuverfilmung wird sie vom deutschen Jungstar Lilith Stangenberg (33, «Wild») verkörpert.