Wie der Ukraine-Krieg weitergehen könnte: Militärexperten fürchten eine böse Wende am 9. Mai. Oder befiehlt Putin bald eine Angriffspause?
Aber das Risiko für Putin wäre immens, die Nato wäre auf Gegenschläge vorbereitet. Aber der militärische Vorteil ist klar: „Eine Kriegserklärung würde Moskau in die Lage versetzen, eine Massenmobilisierung anzuordnen und in wenigen Monaten Zehntausende weitere Soldaten einzusetzen“, sagt Russlandexperte Rácz. Der Ukraine-Experte Wilfried Jilge sagt, es fehle an vertrauensbildenden Maßnahmen und an einem Vermittler. Sollte Putin Ende Mai die Angriffe einstellen, könnte aber Bewegung in die Gespräche kommen. Die Ukraine ist zwar bereit, über eine dauerhafte Neutralität des Landes zu sprechen – Putins Forderungen nach einer Demilitarisierung und Gebietsverzichten im Osten und Süden lehnt die Regierung aber ab. Russland droht zugleich, den Krieg auszuweiten, wenn der Westen sich stärker mit Waffenhilfe einmischt. Eine Eskalation in der Ukraine, etwa durch den russischen Einsatz von kleineren, taktischen Atomwaffen oder chemischen Waffen, gilt als denkbar, wenn Russland anders eine militärische Niederlage nicht abwenden könnte. Danach sieht es aber nicht aus. In diesem Szenario bleibt die russische Offensive wegen schlechter Vorbereitung und der starken ukrainischen Verteidigungsstellungen bald stecken. Mai noch nicht erreicht sein, das kann noch sechs oder acht Wochen dauern.“ Wahrscheinlich habe die russische Armee derzeit – ohne Mobilmachung – aber nicht genug Kraft, um wesentlich mehr Gebiete zu erobern als Donezk, Luhansk und das, was sie bereits in den Regionen Cherson und Saporischschja erzielt habe. Die nächsten Wochen seien entscheidend und für die Ukraine „sehr, sehr kritisch“, sagt US-Generalstabschef Mark Milley. Es ist unklar, ob sich die Ukraine auf entsprechende Angebote Putins einlassen würde. Doch unklar ist, was folgt: Waffenstillstand vor dem Sommer? Oder eine offizielle Kriegserklärung Russlands, die den Konflikt verschärfen würde? Oder sucht Russlands Präsident Wladimir Putin die Eskalation? Vier Szenarien, wie es weitergehen könnte. Der Russlandexperte András Rácz von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin sagte unserer Redaktion: „Russland wird sich nicht aufhalten lassen, bevor nicht die gesamten Regionen Luhansk und Donezk eingenommen sind.
Angriff auf Kiew: Hochpräzisionsraketen treffen ukrainische Hauptstadt. Dieser News-Ticker zum Ukraine-Krieg wird laufend aktualisiert. +++ 13.00 Uhr: Russlands ...
Erst vor Kurzem hatten sich die Truppen aus Russland aus der Region um Kiew zurückgezogen, um ihre Angriffe stärker auf den Osten der Ukraine zu fokussieren. Dieser erste Angriff auf ein Gebiet außerhalb der Ukraine lässt die Sorge wachsen, dass Putin noch weitere Eroberungspläne hat. Allerdings gibt es einige Veränderungen im Kriegsgeschehen. So warf Russland der Ukraine vermehrt Angriffe auf russischen Boden vor. Selbst in der Stadt Mariupol, welche die Angreifer als erobert deklariert hatten, leistet die Gruppe Soldaten, die sich in dem Azovstal-Stahlwerk verschanzt hat, weiter Widerstand. Die russischen Kräfte beschränkten ihre Aktivitäten demnach auf Aufklärung und Artilleriebeschuss. Die Gegend um Isjum im Gebiet Charkiw war in den vergangenen Tagen die Hauptstoßrichtung der russischen Truppen. Durch den Vorstoß nach Süden sollten die ukrainischen Kräfte im Donbassgebiet eingekesselt werden. +++ 10.30 Uhr: Die russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben ihre Bodenangriffe im Osten der Ukraine in der Nacht zum Freitag vorläufig eingestellt. Darauf deuten sowohl die ausgeweiteten Gegenangriffe auf Russland als auch die kürzlichen Ereignisse in Transnistrien hin. Ukrainischen Angaben zufolge ereigneten sich die Angriffe am Donnerstagabend, als UN-Generalsekretär António Guterres noch in der Stadt war. Die Ukraine und UN-Generalsekretär Guterres forderten am Donnerstag (28. April) einen Korridor für alle im Stahlwerk Eingeschlossenen, doch Moskau lehnte ab. „Gegen 8 Uhr (7 Uhr MESZ) wurde in der Ortschaft Krupez der Grenzübergang mit Granatwerfern beschossen“, teilte der Gouverneur der westrussischen Region Kursk, Roman Starowoit, am Freitag in seinem Telegram-Kanal mit. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Berichte nicht, Fotos auf Telegram zeigen aber eine zerstörte Bildungsstätte. Die Ukraine macht Russland für den Angriff verantwortlich. Im Schwarzen Meer seien vom U-Boot aus militärische Einrichtungen der Ukraine mit Raketen des Typs „Kalibr“ beschossen worden, teilte das Verteidigungsministerium mit.
Der 9. Mai gilt als Siegesdatum für die russische Armee in der Ukraine. Doch die Anzeichen, dass dieser Tag für eine grosse Eskalation dienen soll statt für ...
Mai hat sich von einer Deadline für den Sieg in einen Beginn einer riesigen Mobilisierung verwandelt.» Der Grund für die Grossoffensive im Sommer ist laut Watling und Reynolds naheliegend: Putin brauche Zeit, um seine Ziele im Osten und Süden der Ukraine zu erreichen. In einem Bericht heisst es: «Russlands Militär glaubt, dass es ein Fehler ist, die Ziele des Kriegs zu begrenzen. «Es könnten Drohgebärden der Russen sein. Daher gehen die Analysten davon aus, dass Putin am «Tag des Sieges», eine grosse Zahl von Soldaten für einen grossen Angriff mobilisieren könnte. Mai einen grossen Sieg in der Ukraine feiern will – und diesen auch dringend braucht. Mai gar keinen Sieg in der Ukraine verkünden will.
Die Ostoffensive scheint noch nicht vollständig begonnen zu haben, doch sind sich viele Militärexperten einig: Russland hat bereits verloren.
Mit vermehrten Waffenlieferungen aus dem Westen scheint es jedoch wahrscheinlich, dass sich der Konflikt zu einem Abnutzungskrieg wandelt. Der britische Journalist David Patrikarakos hat die ukrainischen Streitkräfte im Donbass besucht. Der Westen – allen voran die USA – geben sich alle Mühe, den materiellen Rückstand der Ukraine mit Unmengen an Waffenlieferungen auszugleichen. Die Ukrainer auf der anderen Seite scheinen bislang taktisch alles richtig gemacht zu haben, nicht nur zur Überraschung Russlands. Ihre Aktionen beweisen sich immer wieder als systematisch, gut geplant und sehr effektiv. Wobei die Ukrainer gemäss neusten Berichten auch aktive Unterstützung der USA erhielten. Wie der pensionierte australische General Mick Ryan festhält, weist Russland in all diesen Bereichen jedoch Defizite auf: «Die Russen haben keine angemessene logistische Unterstützung für ihre Kampftruppen bereitgestellt. Wie geschwächt ist Russland tatsächlich? Wie viele Kampftruppen sind in der Ukraine? Können die Waffenlieferungen aus dem Westen Russland den Garaus machen? Die Frontlinie kann dank Informationen aus Russland, der Ukraine und Geheimdiensten aus dem Westen relativ genau nachgezeichnet werden. Russland fehlt es zwar aufgrund der Sanktionen an moderner Technologie wie Chips für Hightech-Waffensysteme, doch diese sind in diesem Krieg eher sekundär. Gekämpft wird wie im Zweiten Weltkrieg: mit klassischen Panzersystemen und Infanterie. Inzwischen konzentriert sich die russische Armee auf den Osten und Süden der Ukraine, mit bislang bescheidenen Erfolgen. Auf der Gegenseite steigt derweil die Zuversicht, siegreich aus diesem Krieg hervorzugehen. Wie der amerikanische Historiker und Professor für strategische Studien Phillips O'Brien darlegt, kommt die Beschaffung neuer Reserven zudem einer Herkulesaufgabe gleich: Moskau ziehe zusätzliche Kräfte in die Nähe von Isjum im Gebiet Charkiw zusammen.
Sowohl militärisch als auch diplomatisch spitzt sich die Lage in der Ukraine zu. Sanktionen sollen den Ukraine-Krieg mitentscheiden. Der News-Ticker.
+++ 14.30 Uhr: Russland hat 287 britische Unterhausabgeordnete wegen ihres Eintretens für die Ukraine mit Einreiseverboten belegt. +++ 16.15 Uhr: Als Reaktion auf Kritik an der deutschen Unterstützung für die Ukraine hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) vor dem Bundestag Details zu den bislang ausgelieferten Waffen genannt. April, 06.21 Uhr: Russland hat gegen die Weitergabe von Hubschraubern aus russischer Produktion an die Ukraine durch die USA protestiert. +++ 18.30 Uhr: UN-Generalsekretär António Guterres ist nach Angaben der Vereinten Nationen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew angekommen. +++ 14.00 Uhr: Im Rahmen seiner Reise nach Japan hat Bundeskanzler Olaf Scholz die Wirksamkeit der verhängten Sanktionen gegen Russland untermauert: „Sie sind sehr wirksam“, sagte er zum Auftakt eines Gesprächs mit dem japanischen Ministerpräsidenten Fumio Kishida in Tokio. Russland merke, dass diese einen erheblichen Schaden für die eigene Entwicklungsmöglichkeit bedeuteten. +++ 17.00 Uhr: Wie das Nachrichtenportal Bloomberg berichtet, sei Deutschland „bereit zu erwägen“, die Sberbank in das nächste Paket von EU-Sanktionen aufzunehmen. Doch die UN-Mitarbeiter täten alles, um den Menschen in der Ukraine zu helfen. +++ 09.30 Uhr: Eva Högl, Wehrbeauftragte der Bundesregierung, hat die verstärkten Bemühungen um die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr begrüßt. „Der entsetzliche Krieg in der Ukraine verändert alles. +++ 22.00 Uhr: Überschattet von mutmaßlichen Raketenangriffen auf Kiew hat UN-Generalsekretär António Guterres in der ukrainischen Hauptstadt Präsident Wolodymyr Selenskyj getroffen. Biden hatte zuvor in Washington angekündigt, den Kongress um die Bewilligung von weiteren 33 Milliarden US-Dollar (31,4 Milliarden Euro) für die Ukraine zu bitten. +++ 18.46 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und Wladimir Putin könnten noch in diesem Jahr aufeinandertreffen. Sowohl militärisch als auch diplomatisch spitzt sich die Lage in der Ukraine zu.
Die USA sehen Russlands Militäroffensive im Osten der Ukraine hinter dem Zeitplan. Internationale Ermittler sollen Kriegsverbrechen im Raum Kiew untersuchen ...
Die Ermittlungen der internationalen Experten sollen zwei Wochen dauern und sich auf den Großraum Kiew konzentrieren. Polen und Tschechien wollen neue EU-Hilfen zur Versorgung ukrainischer Kriegsflüchtlinge. »Wir haben uns auf einen gemeinsamen Antrag an die Europäische Kommission für neue Mittel zur Unterstützung von Kriegsflüchtlingen geeinigt«, sagt Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki in Warschau auf einer gemeinsamen Pressekonferenz nach einem Treffen mit Tschechiens Regierungschef Petr Fiala. Der Antrag solle bald vorgelegt werden. Der Präsident des russischen Unterhauses, Wjatscheslaw Wolodin, hat den USA unterdessen vorgeworfen, sich auf Kosten der Ukraine am Konflikt zu bereichern. Die Ukraine hofft auf eine baldige Rettung von Zivilisten aus dem Stahlwerk in Mariupol. »Heute ist eine Operation geplant, um die Zivilisten aus dem Werk zu bekommen«, erklärte das Präsidialamt in Kiew. Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt. Weiter hat Kiew Russland den Raub von Getreide aus besetzten Gebieten in der Südukraine vorgeworfen. Die russischen Kräfte beschränkten ihre Aktivitäten demnach auf Aufklärung und Artilleriebeschuss. Die Gegend um Isjum im Gebiet Charkiw war in den vergangenen Tagen die Hauptstoßrichtung der russischen Truppen. Durch den Vorstoß nach Süden sollten die ukrainischen Kräfte im Donbass-Gebiet eingekesselt werden. Russland bereitet sich auf eine Teilnahme am Gipfel der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer im November in Indonesien vor. Die russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben ihre Bodenangriffe im Osten der Ukraine in der Nacht zum Freitag vorläufig eingestellt. Doch der wurde in den ersten Kriegsstunden offenbar um ein Haar von russischen Truppen festgenommen, zeigen Recherchen des US-Magazins »Time«. »Zum heutigen Tag sind bereits 1187 unserer Mitbürger (gefunden worden), unserer friedlichen Bürger, die durch die Hände der russischen Armee umkamen«, sagte der Polizeichef des Kiewer Gebiets, Andrij Njebytow, im ukrainischen Fernsehen. Am Vortag seien 26 weitere Leichen gefunden worden. Vor Donezk meldete der ukrainische Generalstab ebenfalls Artilleriebeschuss, aber keine weiteren Sturmversuche. In Mariupol würden die eingeschlossenen Einheiten im Stahlwerk Asow-Stahl weiter blockiert, heißt es. Nun haben sie sich vielerorts zurückgezogen, um die Angriffe im Osten des Landes zu verstärken.
Verlängert die Rüstungsunterstützung den Krieg und bringt noch mehr Leid - oder ist sie das notwendige Übel, um russischer Aggression Einhalt zu gebieten?
Der Ex-Brigadegeneral und Ex-CDU-Politiker Erich Vad bezeichnete es als sinnlos, deutsche Panzer an die Ukraine zu liefern, denn sie benötigten langes Training und seien nicht unauffällig in die Ostukraine zu bringen. Das Geschwafel, Polen, die baltischen Staaten und andere könnten als Nächstes von Russland überfallen werden, entbehrt jeder Grundlage. Sie stehen unter dem Nato-Schirm. Von einem konventionellen "all in" Russlands mit seinen gut 20 000 Panzern und gepanzerten Fahrzeugen und einer drohenden nuklearen Eskalation ganz zu schweigen. Und es ist keineswegs nur bei der Spezies kleiner Männern so, dass sie in einer solchen Lage noch aggressiver und irrationaler agieren. Der Hafen von Odessa ist der maritime und wirtschaftliche Schlüssel, um über das Schwarze Meer und den Bosporus ins Mittelmeer zu gelangen - und damit in großem Umfang erweiterten Zugang zum Welthandel zu haben. Sie erhielt Beifall. Zu Recht. Immer lauter und immer drängender haben insbesondere Vertreter der Grünen und FDP in den letzten Tagen gefordert, Deutschland müsse endlich schwere Waffen an die Ukraine liefern, unter dem Applaus einer nationalen und europäischen Öffentlichkeit. Die Rhetorik der Baerbocks, Hofreiters und Strack-Zimmermanns klingt selbstbewusst und mächtig, wenn man es mit den leisen Tönen aus dem Kanzleramt vergleicht. Die Befürwortung des völkerrechtswidrigen, nachweislich mit Lügengeschichten begründeten Angriffskriegs gegen Serbien markierte bereits die historische Kehrtwende einer ehedem pazifistischen Gruppierung. Mittlerweile ist es das Alleinstellungsmerkmal der Grünen, dass sie überall in der Welt Krieg für "ihre Werte" führen wollen. Indem Olaf Scholz diese möglichen Konsequenzen anspricht, ist er kein Zauderer oder Bedenkenträger. Nein, er ist im Gegenteil einer der wenigen Bedachten. Und kluges Abwägen liegt in aller Interesse. Unbestritten ist, dass der Westen Putin klare Grenzen aufzeigen muss. Die technischen und personellen Ressourcen der russischen Armee sind zu groß, als dass dies wahrscheinlich wäre. Hinzu kommen die nennenswerten ökonomischen Interessen Russlands. Hierzu zählt insbesondere auch, mit Odessa endlich (wieder) einen bedeutenden Zugang zum Schwarzen Meer zu haben. Es ist vielleicht der Wunschgedanke, die russische Militärmacht, auf welche Weise auch immer, wenn nicht in eine Niederlage, so doch in eine Art von Beigebenmüssen hineinzuzwingen. Nur: Das Gegenteil ist der Fall. Die lauten Rufe nach weiteren Waffenlieferungen sind Ausdruck der Ohnmacht. Waffenbeistand mag zwar ein entschlossenes und solidarisches Handeln suggerieren, aber es wird nicht die Lösung in diesem Krieg sein. Den Forderungen der ukrainischen Regierung folgend, wirkt auch Deutschland an der Ukraine-Unterstützung der Nato mit.