Das Stimmvolk entscheidet auf nationaler Ebene über drei Referenden: das Transplantationsgesetz, die Frontex-Finanzierung und das Filmgesetz.
Alle Massnahmen müssten in erster Linie auf die Eindämmung der Ausgaben ausgerichtet sein, heisst es im Gesetzesentwurf, dem der Tessiner Souverän mit 46'816 Ja- zu 35'503 Nein-Stimmen zugestimmt hat. Das Stimmvolk hat den entsprechenden Gesetzesentwurf der SVP mit 56.9 Prozent Ja-Stimmen-Anteil gutgeheissen. Januar 2024 gilt mit dem heutigen Ja für alle in- und ausländischen Akteure, die in der Schweiz Geld mit Filmen und Serien verdienen, dasselbe. Mit einem Abzug von 40 Franken im Monat müssen hingegen Sozialhilfe-Bezügerinnen und -bezüger rechnen, die bereits zwei Jahre Sozialhilfegelder bezogen haben. Personen, die ein Förderprogramm besuchen oder sich in Ausbildung befinden, erhalten künftig einen Zuschuss in der Höhe von 100 Franken pro Monat. Die Kritik an Frontex, an deren Versäumnissen und Verfehlungen im Umgang mit hilfesuchenden Menschen an den Aussengrenzen wurde im Abstimmungskampf zwar relativ breit diskutiert. Zudem wollen die Initianten das ihrer Ansicht nach überholte Rabattsystem für umweltfreundliche Autos und Kleinwagen revidieren. Für die Vorlage gingen 20'775 Stimmen ein, gegen sie sprachen sich 4346 Stimmbürgerinnen und -bürger aus. Damit stellten sich die Abstimmenden gegen das Kantonsparlament, das eine von der Finanz- und Geschäftsprüfungskommission ausgearbeitete Umsetzungsvorlage der Initiative abgelehnt hatte. Die Orientierungsstufe teilt die Schülerinnen und Schüler im Kanton Genf ab der 9. In der Schweiz kennen die Kantone Genf und Waadt solche Rechnungshöfe. «Aber offenbar ist es der SVP trotzdem nicht gut genug gelungen, ihre Basis zu mobilisieren», so Spescha. Ein Indikator dafür dürfte auch die tiefe Beteiligung sein: Nicht mal 40 Prozent der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger gingen wählen.
Abstimmung Schweiz. «Ja» zu allen Gesetzesvorlagen: «Lex Netflix», Organspende und Frontex. Die Wahlergebnisse zur Volksabstimmung, im Liveticker.
Es ist also ein Abstimmungssonntag im Zeichen der demokratischen Opposition. Doch womöglich bekommt der Bundesrat bei allen drei Vorlagen die Zustimmung des Volkes. Mindestens bei der Organspende und bei der Frontex-Vorlage deuten die Umfragen auf ein Ja hin. Doch die Bedeutung sollte man auch nicht überschätzen, da keine der drei Vorlagen aus einem Schlüssel-Dossier eines Bundesrats oder einer Bundesrätin kommt.» Es stellt sich die Frage: Ist das ein Vertrauensbeweis für den Bundesrat, wie Journalist Klaus Bonanomi twittert? Und die FDP Schweiz wirbt angesichts des «Tags der Familie» für Unterschriften für ihre Individualbesteuerungs-Initiative. «Ich würde dem Nein-Komitee empfehlen, die Beschwerde zurückzuziehen», sagt SP-Nationalrat Matthias Aebischer im Interview. Denn das Abstimmungsresultat sei sehr klar. So sammelte der frühere Grüne-Nationalrat und Friedensaktivist Jo Lang Unterschriften gegen den F-35-Kampfjetkauf, wie er auf Twitter schreibt. Für die Wirtschaft sei dieses Ja sehr wichtig, sagte er. Um gut 16.30 Uhr sind die Resultate definitiv. Alle würden sich nochmals äussern können, wenn die Verordnung in Konsultation geht, sagt Berset. Es sei ein sehr diffiziles Thema, sagte Berset. Deshalb werde die Inkraftsetzung viel Sorgfalt erfordern. Der Finanzminister spricht zur dritten Vorlage. Das deutliche Resultate zeige, dass der Bundesrat die Vorlage gut erklären konnte. Die Bundesräte Alain Berset und Ueli Maurer haben die Abstimmungsresultate erläutert.
Drei Vorlagen standen zur Debatte – und alle wurden angenommen: das Filmgesetz, das Transplantationsgesetz und die Erhöhung des Frontex-Beitrages.
Beim Frontex-Referendum waren sich fast alle 2141 Gemeinden der Schweiz einig. In der Romandie und im Tessin haben fast alle Gemeinden für die «Lex Netflix» gestimmt. Ähnliches zeigt sich beim Transplantationsgesetz. Hier haben ebenfalls fast ausschliesslich Gemeinden in der deutschsprachigen Schweiz gegen die erweiterte Widerspruchslösung gestimmt.
Baselland nimmt das Sozialhilfegesetz mit fast 64 Prozent an – und führt ein Belohnungs- und Bestrafungssystem ein.
Im Abstimmungskampf hatte die SVP bereits eine Initiative ins Spiel gebracht. «Wir werden das Gesetz jetzt kritisch beobachten. Trotz klarem Abstimmungsresultat ist der Streit um die Sozialhilfe noch nicht beendet. Sie erachten vor allem den Abzug von 40 Franken im Monat als problematisch, da dadurch die schwierige Lage der Sozialhilfebeziehenden weiter verschärft würde. Die SVP hält sich vor, das Gesetz mit einer Initiative «nachzukorrigieren». Das revidierte Gesetz sieht neben dem Grundbedarf von 997 Franken unter anderem Motivations- und Beschäftigungszuschüsse für Sozialhifebeziehende vor.