Samaritan

2022 - 8 - 27

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Image courtesy of "DER SPIEGEL"

Stallone in seinem neuen Film »Samaritan«: Dieser endlos traurige ... (DER SPIEGEL)

Der Zahn der Zeit nagt an ihm, aber Sylvester Stallone beißt sich durch wie immer. In einem neuen Film spielt er einen alternden Superhelden.

[Oliver Kaever](https://www.spiegel.de/impressum/autor-5d005100-0001-0003-0000-000000017733) [Sylvester Stallone](https://www.spiegel.de/thema/sylvester_stallone/) hat sich kürzlich den Oberarm tätowieren lassen. Überhaupt war Stallone, stünde er nicht gar so sehr für eine Version des american dream, in der der Einzelne mit Willen und Durchhaltevermögen alles schaffen kann, immer schon gut vorstellbar als ehrlicher Junge aus zum Beispiel Castrop-Rauxel, vielleicht gar mit SPD-Parteibuch in der Tasche. Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, ungerechte Bezahlung, Armut: in Granite City, dem fiktionalen Schauplatz des Films, braut sich was zusammen, und der zynische Cyrus will die Ängste der Menschen ausnutzen – natürlich ein unverhohlener Trump-Verweis. Das verstärkt den widersprüchlichen Eindruck, den dieses Gesicht schon immer vermittelte: Da war einer von Wut getrieben, mit beträchtlichen Aggressionen unter dem übertrieben aufgepumpten Bizeps; und einer, der ganz offensichtlich zart fühlte und selbst in Momenten des größten Triumphs melancholisch und am Ende einsam blieb. Aus der Zeit gefallen zu sein scheint auch Joe (Stallone), der unscheinbare Held dieses Superheldenabenteuers. Als der sich anschickt, die Stadt unter seine Knute zu zwingen, muss Samaritan Schmirgelpapier und Schraubendreher gegen schwereres Gerät tauschen und sich ihm entgegenstellen. Im November startet mit »Tulsa King« in den USA seine erste Serie, und jetzt ist er in »Samaritan« zu sehen, einer Comicverfilmung, die eigentlich in den Kinos erscheinen sollte, durch die Pandemie aber ausgebremst wurde und nun bei Amazons Streamingplattform Prime Video Premiere feiert. Stallone scheint endlich mit »Rocky« und »Rambo« abgeschlossen zu haben, wobei auch das nicht ohne Drama abgeht. Sam kann ein wenig übermenschliche Unterstützung gebrauchen, denn sein Vater ist gestorben, seine Mutter verdient als Krankenschwester schlecht, und Sam hat Ärger mit einigen Ganoven, die zu der Bande des Großkriminellen Cyrus (Pilou Asbæk) gehören. Es ist ganz und gar durchdrungen von Stallones Leinwand-Persona; man meint, Um es gleich vorwegzunehmen: »Samaritan« ist kein guter Film geworden. Dahinter steckt natürlich eine tragische Geschichte, ohne die geht es bei Stallone nicht: Kurz nach ihrer noch gemeinsam verbrachten Silberhochzeit lässt sich [seine Frau von Stallone scheiden](https://www.spiegel.de/panorama/leute/sylvester-stallone-jennifer-flavin-reicht-nach-25-jahren-ehe-scheidung-ein-a-40bfcdd8-71f7-4035-8ce5-a793116f0d48).

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