Gelingt Samuel Giger die gleiche Entwicklung vom zerbrechlichen zum mental robusten Titanen wie Matthias Sempach, dann beendet er die Berner Erbmonarchie.
Aber er war ein mental zerbrechlicher Titan, der nervlichen Belastung, Königsanwärter zu sein, noch nicht gewachsen. Aber nun ist er zu wahrhaft königlichem Format gereift wie damals Matthias Sempach vor Burgdorf 2013, er hat diese Saison grandios dominiert und führt die «Weltrangliste» (die Jahreswertung des Fachmagazins «Schlussgang») an. Er hatte eigentlich da schon alles, um König zu werden. Die Parallelen sind in der Tat beängstigend: Beide sind gleich gross, praktisch gleich schwer, Matthias Sempach ist mit 24 bei seinem dritten Eidgenössischen in Burgdorf 2013 König geworden. Aber den hatten sie auch 2010, 2016 und zuletzt 2019 auch nicht und doch wurden Kilian Wenger (2010), Matthias Glarner (2016) und Christian Stucki (2019) König. Er ist zwar schon 30 und hat seinen ersten eidgenössischen Kranz erst 2019 in Zug errungen.
Samuel Giger war der Topfavorit, Adrian Walther nur wenig dahinter. Jetzt ist dieses Duo bereits nach dem ersten Tag abgestürzt.
Der Publikumsliebling hat gar Chancen auf den Schlussgang. Die Basler Peter Vogt und Eugen Holzherr und den Aargauer Briefträger Max Widmer, der als Ringer auch bei den Olympischen Spielen in Rom dabei war. Auf der anderen Seite der Skala steht in erster Linie Adrian Odermatt. Nach dem Gestellten zum Auftakt gegen Fabian Staudenmann hat ihn vor allem die Niederlage gegen den sensationellen und frech attackierenden Freiämter Joel Strebel aus der Entscheidung genommen. Der personifizierte Pechvogel in dieser Beziehung ist der Schwyzer Eugen Hasler. Der Weg zum Königstitel am Eidgenössischen ist gepflastert mit gestrauchelten Favoriten.