Der "Joker" landet zum Abschluss des Jahres im Free-TV. In dem kontroversen Film von Todd Phillips lieferte Joaquin Phoenix ein völlig zu Recht mit einem ...
Im Gegensatz zu Hauptdarsteller Joaquin Phoenix macht der bierernste Film vielleicht nicht alles richtig und im Vergleich zu "Taxi Driver" nicht alles neu. "Joker" ist die Origin-Story des vielleicht größten Schurken der Comic-Geschichte. In "Joker" ist die Gewalt dagegen abrupt, sie kommt unvermittelt und beschönigt nichts. Todd Phillips' Film Gewaltverherrlichung vorzuwerfen, weil er den Protagonisten nicht als durchgehend diabolisch darstellt, ist ein Blick auf den Film und die menschliche Psyche, der noch nicht einmal bis zum Tellerrand reicht. Der 48-Jährige lieferte mit "Joker" ein eindringliches wie denkwürdiges Psychogramm ab, das 2019 völlig zu Recht in einem Oscar als bester Hauptdarsteller mündete. Zudem wird jede verborgene Facette der späteren Batman-Nemesis gleißend hell beleuchtet - dabei wäre ein Rest-Mysterium rund um den "Joker" die bessere Wahl gewesen. Nach "Joker" wird ein anderer Blick auf Batman, auf die Waynes geworfen. Dann zieht er sich die Lippen zu einem so breiten Grinsen nach oben, als wolle er sich die Haut über den Schädel schälen. Ist "Joker" Abklatsch oder Meisterwerk? Die plumpe Antwort darauf lautet: "Nein, natürlich nicht." Einher geht damit selbstredend eine Entmystifizierung jenes Schurken, der in "The Dark Knight" (Heath Ledger) noch aus dem Nichts auftauchte und mit diebischer Freude über seine traumatische Vergangenheit log. "Filme sollten keinen lüsternen Genuss daran haben, Blut zu vergießen und auf schrecklichen Gräueltaten zu verweilen, so als wäre man in einer römischen Arena."